Es war einmal ein kleiner Eisbär, der erblickte das Licht der Welt in einem deutschen Zoo. Damit schien er das große Los gezogen zu haben, denn anders als seinen Artgenossen in der freien Wildbahn tauen ihm nicht Grund und Boden unter seinem pelzigen Hinterteil weg. Leider mochte ihn aber seine Mutti nicht - und deshalb mussten menschliche Eltern einspringen, um ihn großzuziehen. Der kleine Bär bekam also einen Namen und hieß fortan Knut.
Knut war ein putziger und lebhafter kleiner Kerl und die Menschen mochten ihn sehr; so sehr, dass schon bei seinem ersten Ausgang im Alter von drei Monaten Tausende von Besuchern kamen. Extra wegen ihm. Den ganzen Sommer hindurch gingen jeden Tag viele, viele Menschen in den Zoo; die meisten deshalb, weil sie Knut sehen wollten.
Schließlich waren es so viele, dass man Vorkehrungen treffen musste, dass die vielen Besucher Knut überhaupt zu Gesicht bekamen. Den ganzen Tag wollte er schließlich auch nicht draußen rumhängen, nur damit ihn alle begaffen können. Deshalb ließ man die Besucher nur ein paar Minuten gucken und dann mussten sie für andere Platz machen. Außerdem bekam Knut eine eigene Homepage und ziemlich viele Blogs. Hier ist nur das Ur-Knut-Blog verlinkt und hier noch ein anders als Beispiel. So konnte man ihn jederzeit besuchen. Nach ein paar Monaten war Schluß mit dem Knut-Sommer. Er war zu kräftig geworden und das Herumtollen mit ihm zu gefährlich für seinen Pfleger. Zu dem Zeitpunkt war Knut längst ein Medien-Star. Unabhängig davon, wie er heute wirklich ausschaut, bleibt er im Netz immer klein, weiß und puschlig und hat schwarze Knopfaugen.
Die schlechte Nachricht ist: Der ganze Hype um Knut hat nicht dazu geführt, dass sich irgend jemand ernsthaft um die Eisbären und ihren Lebensraum außerhalb des Zoos Gedanken machen würde. Da ist es gut zu wissen, dass uns mit Flocke und Wilbär auch diesen Sommer wieder der mediale Eisbär-Overkill erwarten wird. Bleibt zu hoffen, dass wir es diesmal besser machen. Dann gibt's vielleicht auch noch in 50 Jahren freie, wilde Eisbären in der Arktis - und nicht nur solche im Zoo.