Raserei bei Dunkelheit
"La vengeance est un plat qui se mange froid."
Liaisons dangereuses, Pierre-Ambroise-Francois Choderlos de Laclos
Den Text drumherum zum Weiterlesen gibt es hier.
Herbert G. Wells dagegen lässt in der Geschichte Der Gasfang ganz wortwörtlich seinen Nebenbuhler in der Hölle schmoren. Die Geschichte erschien im Jahr 1895, in dem er seine zweite Frau, Amy Catherine Robbins, heiratete. Seine erste Ehe mit einer Kusine hatte keine vier Jahre gehalten - und offenbar hat sie ihn hintergangen. Herbert G. Wells, ganz rachsüchtiges Biest, revanchierte sich mit einer Geschichte. Darin ertappt der Stahlkocher Horrocks seine Frau und ihren Liebhaber Raut in flagranti. Raut versucht ihm vorzuspiegeln, er wollte eigentlich ihn, Horrocks, aufsuchen, weil er ihm versprochen habe, ihm einige schöne Kontrastwirkungen der Hochöfen zu zeigen. Horrocks ergreift die Gelegenheit beim Schopf und führt seinen Widersacher durch Schlackehalden zu den Hochöfen. Als sie sich den Walzwerken nähern, ergibt sich folgende Situation:
"Horrocks deutete auf den Kanal, der jetzt dicht vor ihnen lag: ein unheimlicher Ort im blutroten Widerschein der Hochöfen. Etwa fünfzig Meter weiter oben schoß das heiße Wasser, das die Düsen kühlte - ein stürmischer, fast brodelnder Zufluß, und der Dampf stieg vom Wasser in ruhigen, weißen Schwaden und Streifen auf und legte sich feucht um sie, ein ununterbrochener Gespensterreigen, der aus den schwarzen und roten Wirbeln stieg, ein weißes Emporschweben, das einem die Besinnung raubte. Der glänzende schwarze Turm des Hochofens ragte aus dem Nebel, und sein dröhnender Lärm drang bis zu ihnen. Raut hielt sich vom Rand des Wassers ein wenig fern und beobachtete Horrocks. "Hier ist er rot", sagte Horrocks, "ein blutroter Dampf, rot und heiß wie die Sünde, aber dort hinten, wo das Mondlicht drauffällt und er über die Schlackehaufen kriecht, ist er weiß wie der Tod."
Raut deutet die Anspielungen Horrocks' ganz richtig, begreift aber immer noch nicht, in welcher Gefahr er schwebt. Schließlich erreichen sie den Gasfang des Hochofens. Horrocks erzählt:
"In der Mitte", brüllte Horrocks, "ist die Temperatur fast tausend Grad. Wenn man dich hineinwerfen würde ... du würdest in Flammen aufgehen wie Pulver über einer Kerze. Streck einmal die Hand aus und fühl, wie heiß sein Atem ist. Sogar hier oben noch habe ich das Regenwasser an den Rollwagen glatt in Dunst aufgehen sehen. Und der Gasfang! Höllisch heiß. Nichts, um Kuchen darin zu backen. Auf dem höchsten Punkt dreihundert Grad. (...) Da kocht dir in einer Sekunde das Blut im Leibe!"
Der Gasfang, Herbert George Wells
Muß ich tatsächlich noch erzählen, wie die Geschichte endet? Lest es doch selbst, hier zum Beispiel.