Paris, am Schreibtisch, kurz nach dem Livestream
Heute hat Paris sein Regengesicht gezeigt. Alles sehr traurig und überall nass. Es war also nichts mit einem romantischen Kaffee auf dem Trottoir.
Heute morgen konnte ich den Zwischenraum zwischen zwei Regentropfen nutzen und einen kurzen Spaziergang durchs Quartier machen. Eigentlich ist es hier nämlich richtig schön. Es gibt mehrere Parks in unmittelbarer Umgebung. Neben dem Jardin des Plantes, den ich bereits auf anderen Frühmorgen-Touren erkundet habe, liegt hier praktisch vor der Haustür der Jardin de Montsouris. Mäuse hab ich zwar keine entdecken können, dafür aber andere possierliche Tierchen, die hier praktisch ubiquitär sind: Hundeausführer und Jogger.
Mit den Joggern kann man als Fußgänger ganz gut klar kommen. Die sind auch nicht aggressiver als zu Hause. Aber an die Hundeausführer muß ich mich erst wieder gewöhnen. Zu Hause müssen die Ausführer die hinterlassenen Tretminen ja wegräumen. Und seit das Versäumnis sanktioniert wird, sind die meisten auch ganz brav mit Doggie-Bag unterwegs. In Paris hat man das noch nicht entdeckt. Hunde aller Größe und Couleur hinterlassen ihr Geschäft auf dem Trottoir, den Straßen, den Wegen in den Parks und so weiter und so fort, wo immer so ein Hunde-Popo eben hinpasst. Als passionierte Fußgängerin stellt mich das vor längst vergessene Herausforderungen: aufpassen, wo man hintritt. Den Blick fest auf den Meter Bürgersteig vor den eigenen Füßen heften, anstatt fröhlich-neugierig überall hingucken. Ob das nun auch den Kaffee auf dem Trottoir unromantischer gestalten kann, hab ich mir noch nicht überlegt.
In dem Kubikmeter vor meinen Füßen fiel mein Blick auf ein weiteres, vergessenes Relikt: Eine Tierhandlung, in der die Tiere in einem Gehege im Schaufenster ausgestellt werden. Ich kann mich noch gut an früher erinnern, als wir uns die Nasen an den Scheiben plattgedrückt haben, die uns von den süüüüüüßen Zwergkaninchen und Meerschweinchen trennten ("Mami, kann ich so eins haben? Och bitte, bitte!"). Aus weit besseren Gründen als gestresste Eltern sind sie dann von dort verschwunden. Und heute morgen stand ich dann urplötzlich vor einem Schaufenster mit Chow-Chow-Welpen. Ein paar davon waren rot, so wie ich sie kenne, aber es waren auch tausend andere Schattierungen darunter. (Ob allerdings die Zungen blau waren, kann ich beim besten Willen nicht sagen.) Jedenfalls waren die kleinen Kerlchen auch zu solch früher Morgenstund' schon putzmunter und quietschfidel, haben sich gebalgt und sind herumgetobt. Nun hat das mit Sicherheit auch die Bewandtnis, dass es im Augenblick relativ kühl ist und die Sonne heute jedenfalls nicht schien. Mir war nicht klar, dass die Züchter ihre Tiere hier noch so zur Schau stellen können.