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22. Januar 2008

Allons enfants ...

Am Paris Schreibtisch bei Vollmond

Heute war ich zwar nur im IPH, aber mir wurde trotzdem einiges geboten. Vor der Salpetrière am Ende des Boulevard St. Marcel sammelten sich heute mittag Demonstranten und marschierten dann den Boulevard hinunter Richtung Stadtmitte!

Worum es dabei ging, hab ich nicht wirklich in Erfahrung bringen können. Es waren aber unendlich viele CGT-Fahnen dabei, also öffentlicher Dienst. Den Eisenbahnern sollen die Renten gekürzt werden. Bei Lehrern, Postlern und Finanzbeamten geht es um Gehaltskürzungen und Stellenstreichungen. Hier findet sich ein Artikel vom November letzten Jahres, in dem zusammengefasst ist, worum es seinerzeit ging. Die Demo war jedenfalls laut, bunt und kämpferisch. Wenn sich zuhause nochmal Menschen finden, die überhaupt für eine Demonstration auf die Straße gehen, geht das sehr viel sittsamer zu. Die Polizei hat nichts gemacht, sondern den Demonstrationszug einfach vorüber ziehen lassen. Es hat sich auch niemand darüber erregt, dass potenzielle Vandalen und Krawallmacher durch die Straßen ziehen.

Ich bin wahrhaft beeindruckt von der Stimmung, die die gemacht haben. Die Demonstranten haben zwar Parolen gerufen, aber alle Nase lang fuhr ein Pritschenwagen mit Musik vorbei und hat sie übertönt. Worum es geht, steht ja sowieso auf den Transparenten, dann kann man auch tanzen, singen und den Auflauf genießen. Daneben gab es Rauchbomben, Fackeln und Leuchtraketen. Der Boulevard war bis an die Regenrinnen mit Rauch und Dampf erfüllt. Jedenfalls hatten sie alle ihren Spaß. Ich bin richtig neidisch geworden!

Am Donnerstag wird übrigens die Métro bestreikt. Alle im Institut, die hierbleiben müssen, versuchen sich irgendwie zu organisieren. Hier müssen Streiks in der Métro nämlich vier Wochen vorher angekündigt werden, damit jeder Zeit hat, sich entsprechend darauf einzustellen. Dieses Maß an Fairness und Solidarität mit den Nicht-Streikenden finde ich bewundernswert. Die Frage ist nur, ob sie damit nicht ihr eigentliches Druckmittel unterlaufen.

Ob dann statt der Métro Busse fahren werden, weiß ich nicht. Die Busse sind im Berufsverkehr sowieso schon bis zum Bersten gefüllt. Sollten sie also fahren, dann werden sie aus allen Nähten platzen. Ich hab mir heute jedenfalls schon mal den Fußweg angeguckt. Es sind immerhin drei Kilometer, also etwa eine halbe Stunde, potenzielles Verlaufen nicht eingerechnet. Andererseits muß ich auch erst am späten Vormittag im Institut auftauchen und hätte dann genügend Zeit für gegebenenfalls notwendig werdende Kaffeepausen. Zwischen meinen Augen entsteht gerade eine bange Falte in Erwartung der Blasen ...