Paris, au bureau bei Dunkelheit
Lambert bloggt wie ein Wilder - vielleicht sollte ich ihm langsam einen eigenen Zugang einrichten. Heute hat er Abenteuer in der U-Bahn erlebt.Die Pariser Métro ist ein Kapitel für sich. Mich würde interessieren, wo hier in Paris eigentlich noch Platz für Katakomben sein soll. Die ganze Stadt ist durchzogen von einem Netz von Métro-Linien. Das ist ein regelrechtes Spinnennetz. Anders lässt sich das gar nicht mehr beschreiben. Eigentlich ist das sehr praktisch, denn man kommt von jedem x-beliebigen Ort an jeden x-beliebigen Ort, und das auf mehr oder minder direktem Weg.
Auf meinem Weg zum IPH muss ich zweimal umsteigen. Jedenfalls, wenn ich die Métro nehme. Das ist jedesmal ein regelrechtes Glückspiel. Ich versuche jetzt seit Freitag, mir den Fußweg von einem Bahnsteig zum anderen einzuprägen - aber das ist völlig zwecklos. Das Ganze ist ein recht konfuses System von Röhren, die über Verbindungsgänge und -treppen miteinander kommunizieren. Es geht ein bisschen runter, ein bisschen rauf, durch eine Sperre, scharf links um die Ecke, dann eine Treppe hoch, scharf rechts und wieder hinunter - und so weiter und so fort. Wahrhaft atemberaubend.
Regelmäßig lande ich am falschen Treppenauf- oder -abgang. Der Umstand, dass ich immer wieder Pariser sehe, die gleichermaßen stirnrunzelnd und überrascht vor Streckenplänen stehen, auf denen genau die Stationen fehlen, zu denen sie gerne möchten, beruhigt mich dabei ein bisschen. Ich bin jedenfalls nicht die einzige, die den Überblick vollständig verloren hat.
Am spannendsten ist das Umsteigen von der Regionalbahn, die auch in die banlieue fährt, in die eigentliche Métro des Stadtgebiets und vice versa. Die sind nämlich durch besonders lange Tunnels miteinander verbunden. In Les Halles-Châtelet verbindet die RER-Bahnstation zwei Métro-Stationen. In Summa ergibt sich daraus nicht nur die weltweit größte unterirdische Bahnstation, sondern auch ein Verkehrsknoten in vollem Wortsinne. Es gibt endlose Laufbänder, die die verschiedenen Bahnsteige miteinander verbinden. Wenn man auf dem falschen Band landet, kann man sich eigentlich nur elegant über den Handlauf schwingen, landet auf einem gegenläufigen Band, macht einen weiteren Hupfer und kann dann in den Tunnel entweichen, in den man möchte.
Ich habe beschlossen, jetzt "Nordwestpassage" zu spielen. (Anmerkung für Neugierige: Der Name des Spiels ist geklaut und zwar aus H. G. Wells' Die Tür in der Mauer.) Die Regeln sind ganz einfach: Man bricht in die Gegenrichtung auf und versucht sich, durch Umsteigen bis zum Ziel durchzuschlagen, ohne dabei übermässig viel Zeit zu verlieren. Ab morgen werde ich versuchen, jeden Morgen auf einem anderen Weg von der Cité universitaire zum Institute Paléontologie Humaine zu kommen. Mehr über die Abenteuer in der Métro gibt es dann hier - falls ich nicht komplett verloren gehe und bis ans Ende meiner Tage in den Métro-Katakomben herum geistere.