Tour-Tagebuch: Im Wirtshaus im Wald
Heute früh hatte der Regen sich dann verzogen. Der Himmel war voller dicker Schäfchenwolken. Am heutigen Tag folgten wir dem Verlauf der Werra flußaufwärts bis nach Eisfeld. Der Werratal-Radweg ist wirklich luxuriös. Sogar scharfe Kurven sind extra ausgeschildert.
Am Kloster Veßra gibt es eine erste Steigung, dafür gehts aber auch wieder bergab. Fortan war die Strecke etwas hügeliger, aber nie wirklich lange. Wir waren ja durch die Hochrhön-Etappe schon präpariert und hatten Bergbeine entwickelt. In Trostadt legten wir eine kleine Pause ein - in einer Klostermühle mit fantastischem Essen. Hinter Trostadt kamen wir dann durch Hildburghausen. Möglicherweise war ich da einfach überfordert, aber ich war extrem genervt vom städtischen Verkehr und den finster dreinblickenden Zeitgenossen, die sich dort auf der Straße herumgedrückt haben.
Ab hier wurde die Strecke dann - etwas ärgerlich - hügelig. Eigentlich führt der Werratal-Radweg auf halber Höhe den Hang entlang. Bei jedem Weiler leitet die Beschilderung aber wieder hinunter zur Werra, man passiert das einzige Wirtshaus am Ort und dann gehts wieder hinauf. Unsere Beine wurden schwer und wir verweigerten uns dieser Marketing-Strategie. Jedenfalls habe ich mir vorgenommen, beim nächsten Mal nur noch den GPS-Koordinaten zu folgen.
Unser Etappen-Ziel war Eisfeld. Dort haben wir uns in einem Waldgasthof einquartiert.
In Eisfeld angekommen, stellten wir zunächst einmal fest, dass der Gasthof mitten im Wald liegt: "an der ehemaligen Zonengrenze". Heute liegt er leider an einer stark befahrenen Bundesstraße - idyllisch. Für die Wirtsleute in diesem Etablissement ist scheinbar die Zeit stehen geblieben. So unfreundliche Leute hab ich schon lange nicht mehr getroffen. Mißtrauischen Blicks hocken sie auf den Schwarzwald-Deko-Balkonen ihres Gasthofs und stieren neidisch über den mentalen Gartenzaun. Das Essen ist Maggi, die Zimmer zwar sauber, aber wahrhaftig nicht preiswert. Gleichgültig, für eine Nacht ist es auszuhalten, schreit aber weiß Gott nicht nach einer Wiederholung. Immerhin hat Eisfeld seit kurzem eine eigene Abfahrt von der A9 - und vielleicht öffnen sich ja dadurch auch neue geistige Perspektiven für die Eisfelder.