Haarlem, im Abendsonnenschein auf der Hotelterasse
Heute habe ich einen Ausflug gemacht und bin nach Haarlem gefahren. Dort befindet sich das älteste Museum der Niederlande, Teylers Museum, das bereits 1784 gegründet wurde. Das gesamte Haus und die Sammlungen dort atmen Geschichte. Es ist kaum auszuhalten. Ich bin gelb vor Neid da durchspaziert.
Zu allererst einmal: Dort befindet sich das Original der Leidener Flasche. Tragbare Elektrizität! Das hat mich schon in den Physik-Stunden in der Schule haltlos fasziniert. Keiner hat mir allerdings verraten, dass die Original-Flaschen ungefähr zehn Kubikmeter Platz brauchen. Was für ein Koloss! Mit der Tragbarkeit hält es sich also definitiv in Grenzen. Richtig praktisch sind die definitiv nicht.
Und dann ist die Eingangshalle des Museum inklusive ihrer Kuppel justament einer der Orte, an dem Foucault 1851 sein Pendel aufhing. Auf dem Boden ist ein Windrosen-Mosaik. Wie an vielen anderen Orten wurde auch hier die Erdrotation nachgewiesen.
Zu den Fossilien, die ich heute gesehen habe, muss ich erst gar nichts sagen. Die Spezialisten wissen, was hier in den Sammlungen liegt, und die anderen werden die Erregung nicht verstehen, die mich beim Anblick von Andrias scheuchzeri, den Würzburger Lügensteinen, dem Mosasaurus-Schädel aus Maastricht, über den schon Cuvier trefflich stritt, oder die Abguss-Sammlung von Eugène Dubois inklusive dem Eoanthropus dawsoni befällt. Dubois hat übrigens nicht an den Piltdown-Menschen geglaubt. Wenn ich's mir genau überlege, kenne ich jedenfalls auf dem Kontinent niemanden, der dieses Fundstück ernst genommen hat. Vielleicht war die ganze Aktion also wirklich Ausdruck französisch-kontinentaleuropäischen Humors, und von einem 'fraud' ist nur wegen gekränkter, angelsächsischer Wissenschaftler-Seelen die Rede.
Und dann gab es, wie es sich für ein ordentliches Naturalien-Kabinett gehört, alles was das Wissenschaftler-Herz im 18. und 19. Jahrhundert höher schlagen liess; alle möglichen Gerätschaften und Vorrichtungen, Fossilien und Kabinettstücke, Bilder und Illustrationen. Bis heute lobt Teylers Museum übrigens Preisschriften aus. In der für 2010 soll es um Heideggers Sein und Zeit gehen, was nicht wirklich mein Metier ist. Ich habe aber angeregt, im Jahr 2011 ein Thema aus dem Bereich der Naturgeschichte zu wählen. Vielleicht habe ich ja Glück! Eine Preisschrift zu verfassen, das wäre wirklich mal ein spannendes Projekt.