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18. Februar 2008

Ewigkeit

Am heimischen Küchentisch in rabenschwarzer Nacht

Ich muss mich erden, so mächtig sind die Verse und Nachdichtungen, die ich heute zum Besten gebe. Beginnen wir mit der Inschrift auf Dantes Höllenpforte:

Durch mich gehts hin zur Heimstatt aller Plagen.
Durch mich gehts hin zur ewig langen Pein,
Durch mich zum Volke, das von Gott geschlagen.
Mich schuf mein Schöpfer, um gerecht zu sein;
Göttliche Allmacht, höchste Weisheit waren
Am Werk, mit erster Liebe eins in drein.
Vor mir war nichts Erschaffnes, was an Jahren
Nicht ewig: selber währ ich ewiglich.
Laßt, die ihr eingeht, alle Hoffnung fahren!
Divina Comedia (3. Gesang, Verse 1-9), Dante Alighieri (um 1320)

Warum die Hoffnung fahren lassen? Hinter der Höllenpforte erwarten den Besucher die neun Höllenkreise, wobei sich Sünden und Gräuel sukzessive steigern. Die Besucher müssen alle Höllenkreise durchschreiten, um zum Purgatorium, dem Fegefeuer, zu kommen, wo die Seelen möglicherweise Erlösung finden. Die Sünder haben jedoch, anders als die Besucher, keine Gewißheit, in das Purgatorium zu gelangen. An der Höllenpforte müssen die Sünder zunächst alle Hoffnung fahren lassen, denn das Fegefeuer und damit Aussicht auf Vergebung ist nicht gewiss. Schlimmer noch, die Höllenkreise sind selbstverständlich ewig und damit auch die Höllenpforte - und das gilt möglicherweise auch für die Buße für ihre Sünden.

Reiseliteratur ist Dantes Göttliche Komödie deshalb, weil hier der Aufstieg von den Höllenkreisen durch das Purgatorium ins Paradies ganz direkt anhand einer Wanderung erzählt wird, eine Metapher für eine Pilgerfahrt. Was immer die Wanderer entlang ihres Weges sehen und beobachten, sie werden am Ende Erlösung finden.