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10. Februar 2008

Radioaktives Quecksilber

Im hellen Sonnenschein am Küchentisch

Heute habe ich Herrn Grangés Herz der Hölle fertig gelesen. Für alle Freunde der seichten Lektüre wahrhaft ein gefundenes Fressen. Es ist genau das Richtige, wenn einem bei 40 °C Lufttemperatur an einem der Strände dieses Planeten so langsam das Hirn gebraten wird. Es werden derart viele Akteure eingeführt, dass man selbst bei klarem Verstand den Überblick verlieren muss. Für mein Amüsement hat jedoch gesorgt, dass alles so hyper-realistisch geschildert wird. Jede Zigarette, die der Hauptakteur raucht, ist dem Autor eine Bemerkung wert. Aber trotzdem haut es irgendwie hinten und vorne nicht hin. Über fehlende Tankstellen hatte ich mich in einem früheren Post schon echauffiert. Und schließlich möchte ich euch, gewissermaßen im Sinne eines 'Best-of-Jean-Christophe' seine stimmungsvollen Landschaftsschilderungen nicht vorenthalten.

Beginnen wir mit den winterlichen Pyrenäen: "Eine Landschaft, die der Winter versengt hatte. Nackte Bäume, die verkohlt aussahen. Felder aus Schwarzerde, umgepflügt wie Gräber. Ein weißer Himmel, der ein grelles, radioaktives Licht abstrahlte. Vor diesem Hintergrund ging ich ein paar Schritte zurück und betrachtete den Baum, der einsam an der Spitze der Anhöhe stand. Ein Gefangener der Erde, der sich zum Himmel reckte und vor Kälte versteinert war."

Und ein nebelverhangener Klosterhof in Krakau: "In Polen wurde es früher dunkel. Oder es braute sich ein Gewitter zusammen. Oder meine Wahrnehmung von Hell und Dunkel hatte sich verändert. Als ich zu der genannten Zeit in die Klostergärten zurückkehrte, schien es mir, als wären die Bäume, Sträucher und Kirchenfenster bereits in Finsternis gehüllt. Nur ein quecksilbriges Schimmern hielt sich noch zwischen den Nadeln der Tannen, den Zweigen der Buchsbäume, den Figuren der Glasmalereien an den Fenstern."
Das Herz der Hölle, Jean-Christophe Grangé

Das ist wahrhaft eine Herausforderung für meine Phantasie. Dennoch bin ich froh, dass ich jetzt wieder an etwas Neues kann. Nach knapp 800 Seiten reicht es. Ich bringe es halt nur in Ausnahmefällen fertig, ein einmal angefangenes Buch unausgelesen zur Seite zu legen.